Kirche muss Feindbildern und Konfrontationen entgegenwirken
25. Apr 2015
Vor einer Woche feierte Bischof Felix Genn mit Soldaten und Soldatinnen aus 13 Nationen anlässlich des Weltfriedenstages einen internationalen Gottesdienst in der Überwasserkirche in Münster. Bei der anschließenden Begegnung in der Aula der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde wurden die Mitarbeiter/innen dort herzlich zur Erbsensuppe eingeladen – eine nette Geste!
Als Geistliche Beirätin von pax christi, der katholischen Friedensbewegung im Bistum Münster, begrüße ich ausdrücklich die Gebete für den Frieden in unserer unfriedlichen und krisengeschüttelten Gegenwart. Allerdings finde ich die Vorstellung von Gottesdienstteilnehmenden in „Tarnanzügen“ befremdlich.
Ich bedanke mich bei Bischof Genn für ein klares Wort, das er gefunden hat: „Religion und Gewalt passen nicht zusammen.“ Auch warnte er deutlich vor einem negativen Pauschalurteil über Muslime und mahnte Gesprächsbereitschaft an.
Der Aufruf des Bischofs, „den Gegner nicht in erster Linie als Feind, sondern als Schwester und Bruder zu sehen“, könnte den Soldaten und Soldatinnen wie ein Stachel im Fleisch sitzen. Ich empfinde ihn als zwiespältig. Denn einerseits erinnert er unmissverständlich an die Geschwisterlichkeit aller Menschen, die wir als Christen bekennen. Andererseits gehört es jedoch zur Ausübung des Berufs der Soldaten und Soldatinnen im Einsatz, ggf. Feinde zu erschießen, also Brüder und Schwestern zu töten. D.h.: „in erster Linie“ sind sie Geschwister, doch die „zweite Linie“, die der Feindschaft, setzt sich im Krieg durch.
Auch würde ich Bischof Genn gerne fragen, ob er die militärischen Interventionen und Planungen der NATO durchweg als „Verteidigung des Friedens“ ansehen kann.
Die Kirche muss Inhumanität, Feindbilder und Konfrontationen anprangern, will sie der Botschaft Jesu gerecht werden. Bischof Genn hat das in vorbildlicher Weise angesichts der Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer getan und sich auch nicht gescheut, den Zusammenhang zwischen Flüchtlingselend und Rüstungsproduktion zu benennen. Was fehlt, ist ein deutlicher Appell an die westliche Politik, die Konfrontation mit Russland nicht weiter voranzutreiben. Die NATO sollte nicht gegen Russland „zusammen stehen“, sondern Ost und West sollten gemeinsam die anstehenden Problemlösungen angehen. „Wertvoll“ ist die Gemeinschaft aller!